Im Schweizer Eishockey rumort es gewaltig. Das Verhältnis zwischen Klubs und Verband ist angespannt. Im Kreuzfeuer: Präsident Marc Furrer und CEO Florian Kohler.
Im letzten Sommer wurden die finanziellen Details des neuen TV-Vertrags mit dem Schweizer Eishockey bekannt: Kabelnetzbetreiber UPC und die SRG bezahlen während fünf Jahren durchschnittlich 35,4 Millionen Franken für die Übertragungsrechte.
Wie dieser Betrag zwischen Verband und Klubs aufgeteilt wird, entscheidet in erster Instanz der Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey mit Präsident Marc Furrer und fünf zusätzlichen «Bleistiftspitzern».
Sind die dem Verwaltungsrat also ausgeliefert? Nein, das Schweizer Eishockey funktioniert nach machiavellistischen Prinzipien: Erfüllt der Verwaltungsrat die Wünsche der Klubs nicht, könnten diese ein Abberufungsverfahren der Verbandsspitze einleiten. In letzter Konsequenz werden die Klubs also erhalten, was sie wollen: eine Rechtebewertung. Das Geld soll aufgrund des Verursacherprinzips verteilt werden.
Das heisst? Das primäre Interesse der TV-Partner gilt dem Spielbetrieb der Nationalliga. Die wenigen Testspiele der Nationalmannschaft (die Weltmeisterschaft ist nicht Inhalt des Vertrags) spielen dabei nur eine marginale Rolle. Aufgrund dieser Rechnung soll der Erlös der Fernsehrechte aufgeteilt werden. 35,4 Millionen.
Halt, nicht ganz: Da Swiss Ice Hockey das Mandat für die Verhandlungen mit den TV-Anstalten an die deutsche Firma Profile Media vergeben hat, wird eine branchenübliche Provision fällig. Kalkuliert man mit 10 Prozent Vermittlungsgebühr für die deutsche Firma, bleiben rund 32 Millionen Franken übrig.
In den Chefetagen der Klubs steigt nun die Fieberkurve, weil die Budgetplanung für die nächste Saison ansteht. Sie wollen den Kuchen für sich, wollen wissen, wie viel Geld sie bekommen. Wann wird Swiss Ice Hockey aktiv? CEO Florian Kohler: «Intern haben wir bereits eine Lösung gefunden, nächste Woche werden die Ergebnisse den Klubs präsentiert.» Spätestens im Januar wollen die Teams konkrete Zahlen vorliegen haben. Die Messer sind gewetzt.
«Skoda steigt aus, aber mit Tissot sind nur noch Details zu klären»
Die Klubs werden auf jeden Franken schauen. Warum? Weil Swiss Ice Hockey und CEO Kohler gerade die Sponsoren davonlaufen: Die PostFinance hat ihr Engagement wohl eben erst verlängert, aber der langjährige Partner Skoda lässt den lukrativen Vertrag (eine hohe sechsstellige Summe) im nächsten Frühling auslaufen.
Der Vertrag mit Uhrenhersteller Tissot soll auf der Kippe stehen. Eine Migros-Tochter (Shakeria/Ice Tea) ist schon seit dieser Saison nicht mehr mit an Bord. Und der einzige nationale Event im Dezember hat seit dem Abschied der Tourismusdestination Arosa keinen Sponsor mehr. Schon beim Deutschland Cup im November machten die Spieler deshalb mit dem Logo der «Swiss Ice Hockey Challenge» Werbung in eigener Sache.
Kommuniziert wurden diese Missstände allerdings nie. Kohler: «Skoda steigt aus, aber mit Tissot sind nur noch Details zu klären. Aber es ist so, dass wir eines der Sponsoring-Pakete bis jetzt nicht verkaufen konnten. Wir arbeiten daran.» Im Dunstkreis der Klubs wird nun die Befürchtung laut, der Verband könnte sein Marketing-Defizit durch einen ungerechtfertigt hohen Anteil am Fernsehgeld kompensieren.
Die Exponenten von Swiss Ice Hockey, Präsident Furrer und CEO Kohler, stehen im Durchzug. Präsident Furrer wird von verschiedenen Seiten fehlende Präsenz angelastet, obwohl er mit 80'000 Franken im Jahr alimentiert wird (60'000 Franken Lohn plus 20'000 Spesenpauschale). So blieb er zum Beispiel der wegweisenden Ligaversammlung im November fern.
Bei Florian Kohler ist die Mängelliste etwas länger: Ihm werden die hohe Fluktuation und die schwindende sportliche Kompetenz beim Verband, mangelhaftes Fingerspitzengefühl im Umgang mit Sponsoren sowie diverse Strategiepleiten und Kommunikationspannen (Simpson, Hanlon, Schläpfer, Cup) vorgeworfen.