Am Kopf des russischen Doping-Schlamassels dirigieren Politiker. Trotz der gravierenden Enthüllungen mischeln Staats-Chef Putin und Sportminister Mutko hemmungslos weiter.
Dürfen sie oder dürfen sie nicht? 57 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio ist noch immer unklar, ob russische Sportler in Brasilien mitmachen können. Die Beweise von flächendeckenem Doping werden immer erdrückender. Dennoch wagt keiner der grossen Sport-Bosse endlich die Bremse zu ziehen.
Am Mittwoch Abend legt ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt mit einer weiteren Dokumentation «Geheimsache Doping» erneut belastendes Material vor. Seine teils mit verdeckter Kamera aufgenommenden Bilder beweisen: Es hat sich seit den ersten Enthüllungen vom Dezember 2014 durch das Whistleblower Ehepaar Witali und Julja Stepanowa gar nichts geändert.
Mit Vertuschungshilfe des Staats arbeiten und betrügen damals gesperrte Trainer und Athleten weiter. Sportminister Witali Mutko sagt Seppelt zwar vor der Kamera: «Wiktor Tschegin arbeitet nicht mehr. Er wird das auch nie mehr tun.» Tschegin steht seit bald zwei Jahren als «Oberdoper» unter Beschuss. Seppelt gelingt es mit dem Kamera-Team die russischen Geher beim Training in einem abgeschirmten militärischen Sperrgebiet beim Training aufzuspüren. Begleitet werden sie von einem silbergrauen Bus mit verdunkelten Fenstern.
Auf dem Rücksitz sitzt ein Mann und dirigiert die Athleten – es ist Wiktor Tschegin. Mutko, in Sachen Sport Putins rechte Hand, hat ganz einfach gelogen. Auch ein anderer gesperrter Trainer geht seinem Geschäft als Doping-Dealer nach wie vor ganz unverfroren nach. Seppelt beschuldigt Mutko, gar direkt in Vertuschungen verstrickt zu sein. Der Sportminister persönlich habe dafür gesorgt, dass ein positiver Dopingfall aus der obersten russischen Fussball-Liga unter den Tisch gekehrt wurde.
Was braucht es denn noch, um die Russen von der internationalen Sportbühne fernzuhalten, bis sie in Sachen Doping-Bekämpfung ernst- und glaubhaft mitziehen? Starke und mutige Persönlichkeiten an Führungspositionen des Weltsports. Doch die gibt es nicht! IOC-Präsident Thomas Bach (De) hat sich längst von seinem Kumpel Wladimir Putin einlullen lassen.