Wawrinka und Bacsinszky machen Pause, Federer und Bencic geben ihr Comeback. Nach ihren Verletzungspausen mit entsprechenden Fragezeichen.
Gerade weil er erstmals seit 1998 in Paris fehlt, war Roger Federer (34) bei den French Open bis weit in die zweite Woche hinein ein Gesprächsthema. «Aber ich wusste, es geht nicht. Der Körper war zu fragil. Es ist nicht gut, immer absolutes Risiko zu gehen», sagt er zum Schweizer Fernsehen. Am Mittwoch nimmt er den nächsten Anlauf, diesmal in Stuttgart.
«Im Normalfall ist hier der Titel das Ziel. Aber ich hatte ein schwieriges Jahr, um es milde auszudrücken. Wenn ich auf Rasen spiele, habe ich immer hohe Erwartungen, aber nach dieser Saison bisher muss ich vorsichtig sein und von Training zu Training und von Spiel zu Spiel schauen. Schon jetzt an den Titel zu denken, ist zu früh», erklärt Federer auf der Pressekonferenz des Turniers.
Auf Rasen hat Federer 15 Titel gewonnen und ist damit auf dieser Unterlage der erfolgreichste Spieler der Geschichte. Allerdings bleibt beim 7-fachen Wimbledon-Sieger auch ein Funken Ungewissheit. «Gewissheit habe ich erst, wenn ich wieder Spiele bestritten habe. Es ist eine sehr harte Saison und derzeit mit wenig zufrieden», sagt Federer.
Während Paris hat er Übungen zur Stabilisation des Rückens gemacht, dann an der Kondition gearbeitet. Erst in der letzten Woche hat der Baselbieter wieder zum Racket gegriffen. «Ich muss Schritt für Schritt schauen und der nächste Schritt ist es, zu schauen, wie mein Körper reagiert.» Er sei hoffnungsvoll, dass er bis Wimbledon das nötige Vertrauen gefasst hat.
Zu weit vorausschauen möchte er vorerst nicht. Er brauche nun Matchpraxis «und Muskelkater». Muskelkater? «Damit ich in Wimbledon keinen Schock erlebe und am nächsten Tag fast nicht mehr laufen kann. Ich muss das aus dem System bekommen», sagt Federer, der in der kommenden Woche auch noch in Halle antritt, wo er bereits acht Mal gewonnen hat.
Zwar sei der Paris-Verzicht hart gewesen, aber logisch. «Wenn du Ziele wie Wimbledon, die Olympischen Spiele in Rio oder die US Open hast, ist es besser, eine richtige Pause zu machen.» Auch im Hinblick auf die weitere Karriere und sein Leben nach dem Sport, wie Federer anfügt. «Deswegen war es am Ende ein logischer Entscheid. Es hätte keinen Sinn gemacht.»
Bereits am Dienstag kehrt Belinda Bencic (19) beim Turnier in 's-Hertogenbosch (Ho) nach ihrer Verletzung am Rücken zurück. Auch sie hatte auf die French Open verzichten müssen. Vor einem Jahr erreichte sie in Holland den Final und gewann zwei Wochen später in Eastbourne ihr erstes Turnier. Nach der ersten längeren Pause gibt es entsprechend Fragezeichen.
Während Federer und Bencic sich wieder dem Turnier-Zirkus anschliessen, pausieren French-Open-Halbfinalist Stan Wawrinka (31) und Viertelfinalistin Timea Bacsinszky (26) derzeit. Sie kehren in der kommenden Woche zurück. Vor einem Jahr hatten mit Federer, Wawrinka, Bacsinszky und Bencic erstmals überhaupt vier Schweizer die zweite Woche von Wimbledon erreicht.