Sie sind die beiden grössten Reizfiguren auf Schweizer Fussballplätzen. Geraten Taulant Xhaka (24) und Renato Steffen (23) auch heute aneinander?
Was war das für ein Spektakel, damals vor einem Monat. Sieben Tore, Dramatik, YB – Basel 4:3. Nach Spielschluss setzen Renato Steffen und Taulant Xhaka noch einen drauf, geraten sich vor laufender Kamera in die Haare. Der YB-Flitzer provoziert den FCB-Terrier mit nicht druckreifen Sprüchen. Xhaka verliert die Nerven, wischt Steffen ins Gesicht, dieser fällt. Rot für Xhaka – und drei Spielsperren.
Weil die Basler aber Rekurs einreichen, wird die Sperre reduziert, ausgerechnet heute gegen YB ist Xhaka wieder spielberechtigt. Geraten die beiden Hitzköpfe erneut aneinander? Möglich, sagt einer, der es wissen muss. Mario Cantaluppi. Ex-FCB-Mittelfeldspieler – und bekannt für seine kurze Zündschnur. Über Xhaka sagt der 41-Jährige: «Er gefällt mir extrem. Die Art, wie er spielt, erinnert mich manchmal an mich selbst.
Wenn das Publikum gegen ihn ist, dann wird er immer heisser und besser. 90 Prozent dieser Energie bringt er dann in den Zweikämpfen ein.» Die restlichen 10 Prozent würden ihm dann aber manchmal zum Verhängnis werden, so Cantaluppi.
Auch darum sieht Cantaluppi Ähnlichkeiten zu sich selbst. «Die Gegenspieler haben sich damals gesagt: Bringt einen Spruch bei Cantaluppi, dann verliert er die Nerven.» Auch Xhaka sei leicht zu reizen, das wisse sein Gegenspieler Steffen nur zu gut. Ob der als Provokateur bekannte Berner seinem Ruf auch heute alle Ehre macht?
Steffen selbst möchte sich nicht mehr dazu äussern, «er soll sich aufs Sportliche konzentrieren», lässt der YB-Mediensprecher ausrichten. Taulant Xhaka hingegen schlägt versöhnliche Töne an: «Wir haben uns ausgesprochen. Das ist für mich kein Thema mehr.»
Das dürfte sich ändern, sobald der Schiri anpfeift. Dann werden aus Xhaka und Steffen wieder erbitterte Gegner, die sich nichts schenken. Cantaluppi findet das toll. «Es braucht mehr Typen wie Steffen und Xhaka. Reizfiguren, die dann zur Hochform auflaufen, wenn die Atmosphäre hitzig wird.»
Typen, wie er einer war. Unvergessen bleiben seine Duelle mit dem damaligen GC-Star Ricardo Cabanas.Erinnerungen an 2003 Höhepunkt ist das Spiel im Mai 2003, als Basel und GC sich einen erbarmungslosen Zweikampf um den Meistertitel lieferten.
Bei einem Sieg wäre der FCB bis auf einen Punkt an Leader GC herangekommen, entsprechend hitzig ist die Atmosphäre im mit 17 000 Fans ausverkauften Hardturm. Kurz vor der Pause geraten die beiden Erzrivalen Mario Cantaluppi und Ricardo Cabanas aneinander. Der GC-Kicker tritt seinem Gegenspieler gegen das Schienbein, Cantaluppi revanchiert sich mit einem Kopfstoss. Beide werden vom Schiri unter die Dusche geschickt!
Vor dem legendären Spiel gegen GC kündigte er seinen Platzverweis indirekt gar an, er könne für «nichts garantieren», sagt er in einem Interview. Etwas, das vor dem heutigen Duell zwischen Basel und YB undenkbar wäre. «Die Spieler werden vorbereitet, alle Zitate werden gegengelesen. Es ist gar nicht mehr möglich, so einen Satz öffentlich zu machen», so Cantaluppi.
Er bedauere das, schliesslich gehörten Emotionen zum Fussball dazu, sonst werde es langweilig. Vermisst er diese Atmosphäre nicht manchmal? «Ja, aber trotzdem ist es vielleicht besser, dass ich nicht mehr spiele. Heute kann man sich weniger erlauben als früher», antwortet Cantaluppi.
Das wissen auch Steffen und Xhaka. Ob sie sich deswegen am Riemen reissen? Gut möglich, denn sie könnten schon bald Teamkollegen sein. Steffen, dessen Vertrag bim Juni ausläuft, ist beim FCB ein Thema.