Ex-Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld analysiert exklusiv für BLICK den Traumstart der Schweizer Fussball-Nati in die WM-Qualifikation.
3 Spiele, 9 Punkte. Das ist der perfekte Start für die Schweizer Nationalmannschaft. Die Ausgangsposition in dieser WM-Qualifikation könnte nicht besser sein. Denn: Dieser optimale Beginn einer Kampagne wird lange ausstrahlen und Wirkung zeigen. Bei den Schweizern selber, aber auch bei den Gegnern.
2 Tore, 0 Gegentore. Im Heimspiel gegen Portugal zeigt die Schweiz eine fantastische Leistung, dominiert den Europameister über weite Strecken, beherrscht und bestimmt das Geschehen bis auf wenige, kurze Phasen. Ein ganz starkes Signal ist die grossartige, offensichtlich eingeübte Aktion, die zum 2:0 führt.
3 Tore, 2 Gegentore. Fünf Treffer in der zweiten Halbzeit von Budapest. Und wieder ein ganz starkes Signal der Schweizer Mannschaft, die in einem schwierigen Spiel die Oberhand behält. Ein 2:2 auswärts in diesem Hexenkessel gegen die aufstrebenden Ungarn wäre kein schlechtes Resultat, aber die Schweiz will den Sieg und holt diesen.
2 Tore, 1 Gegentor. Nicht das Wunschresultat in Andorra, aber die Pflicht erfüllt. Und ein Beispiel dafür, dass die eigene Erwartungshaltung auch hemmend wirken kann. Jeder ist sich bewusst, dass möglichst viele Tore wichtig sind. Dass gegen einen fast erdrückten Gegner Geduld gefragt ist. Diese Konstellation kann Spiele wie am Montag ergeben.
7 Plus-, 3 Minustreffer. Da kann mit Blick auf das happige Startprogramm niemand ernsthaft behaupten, die Schweiz hätte ein schlechtes Torverhältnis. Viel wichtiger ist, dass durch den Sieg in Ungarn ein ernsthafter Anwärter auf Platz 2 schon um fünf Punkte distanziert ist. Ich bin auch sicher: In Ungarn wird auch Portugal leiden müssen.
12 Plus-, 3 Minustreffer. Portugals Torverhältnis ist derzeit das beste der Gruppe. Aber es gibt noch genügend Spiele für eine Korrektur durch die Schweiz. So oder so sollte nun nicht darüber diskutiert werden, ob es gerecht sei, dass bei Punktgleichheit das Torverhältnis Kriterium eins ist. Das Reglement will das so, das ist die Realität.
1. Platz. Die Zielsetzung von Vladimir Petkovic ist mutig, selbstbewusst, klar. Er will die direkte Qualifikation schaffen und die Barrage vermeiden. Dafür hat er auf einigen Positionen Wechsel vorgenommen und die Hierarchie klug verändert. Er gibt jungen Spielern Chancen, fördert damit Konkurrenzkampf und Leistungsniveau.
5 Wechsel. Die Startelf der Schweiz in Andorra zeigt: Petkovic predigt nicht bloss Teamgeist, sondern hält den Teamgedanken mit solchen Massnahmen hoch. Er entzieht niemandem sein Vertrauen, schenkt es aber trotzdem auch neuen Spielern. Und diese wollen dieses im Spiel rechtfertigen. Das ist Team-Spirit, aus dem Winning-Spirit kommt.
4 Spiele, 12 Punkte. Der Traumstart kann im letzten Spiel des Jahres wahr werden. Gegen die Färöer kann Petkovic so wenig wie in Andorra vor einem starken Gegner warnen, weil jeder weiss, dass die Schweiz klar besser ist. Die aktuelle goldene Generation mit vielen Spielern in top Klubs hat sich viel Respekt verschafft. Mit einem Vollerfolg am 13. November in Luzern wird dieser Respekt noch grösser. Für Petkovic und seine Mannschaft. In der Schweiz bei den Fans, aber besonders auch im Ausland bei der Konkurrenz.