Paradox. Seit die Formel 1 über alles diskutiert, nur nicht über das Wohl der Fans, liefert der Grand-Prix 2016 die besten Rennen ab. Folgt nach den Krachern in Australien, Bahrain und China am Sonntag in Russland der vierte Hit?
Ja, die Langeweile ist hoffentlich für längere Zeit weg. In Shanghai wurden 128 Überholmanöver gezählt, der alte Rekord lag bei 112 in Sao Paulo 2012.
Der momentane Star der Formel 1 heisst Nico Rosberg (30)- Er reist mit 36 Punkten Vorsprung auf den dreifachen Champion Lewis Hamilton (31) ins Olympiagelände von Sotschi. Dort geht es auf dem 5,89 km langen Kurs mit einer 345 km/h schnellen Geraden um die Vorherrschaft bei Mercedes.
Es «droht» nach Vettels Sieg in Singapur der zehnte Silberpfeil-Triumph in Serie. Der siebte für Rosberg in Serie – oder kann ihn Hamilton endlich stoppen? Die Statistik spricht für Lewis, der bisher beide Sotschi-Schlachten für sich entschieden hat.
Eine Mercedes-Serie wird also am Schwarzen Meer zu Ende gehen. «Unheimlich, wie Hamilton die letzten Pleiten, Pech und Pannen verdaut. Er wird aus dieser Krise herauskommen», glaubt und hofft Mercedes-Chef Toto Wolff.
Was die Fans und Medien sicher schon etwas vermissen, sind die früheren Giftpfeile der beiden Mercedes-Partner. Rosberg feiert sich mit Sprüchen selbst («so selbsticher war ich noch nie») – Hamilton dagegen schweigt mehr als sonst.
Er trauert wohl noch etwas dem seltsamen Wechsel über den Winter nach. Da tauschte das Team die Mechaniker von Rosberg zu Hamilton – und eben umgekehrt.
Seitdem ist das Auto des Briten wie verhext. Die Defekthexe hat seither nur bei Hamilton Platz genommen.
Vor einem Jahr siegte Hamilton in Russland vor Vettel (Ferreari) und Pérez (Force India-Mercedes). Auf Platz sechs der Brasilianer Felipe Nasr im Sauber. Jetzt wartet man seit sechs Rennen auf WM-Punkte.
Bei Ferrari ist der Druck gestiegen. Ober-Guru Marchionne fordert «schnelle Siege» – und sein Leutnant Arrivabene glaubt: «Wir sind bis auf 0,1 Sekunden pro Runde an Mercedes dran!»
Immer als Aussenseiter mit Podestchancen unterwegs: Red Bull mit dem langsam besser werdenden Renault-Motor (der ja offiziell Tag Heuer heisst). In China wurde der Russe Kvyat Dritter, was natürlich am Wochenende noch mehr Fans an die Strecke lockt. Und Ricciardo kam dreimal als Vierter ins Ziel. Eine Schwäche von Mercedes und Ferrari – und Red Bull siegt weider.