Die 6. TV-Nacht aus Melbourne war mühsam, weil Eurosport erstmals versagte – und den gleichen Match auf beiden Kanälen zeigte! BLICK-Mann Roger Benoit blieb das nicht verborgen.
Es ist ja klar, dass für die beiden deutschsprachigen Kanäle Eurosport (mit der Hauptregie in Paris) die deutschen Teilnehmer am wichtigsten sind. Auch wenn die Regie bei den Australian Open nicht immer den Wünschen der Deutschen nachkommt.
Doch ab 02.22 Uhr ist man irritiert. Das deutsche Frauen-Duell Laura Siegemund gegen die Bacsinszky-Bezwingerin Annika Beck läuft auf Eurosport 1 und 2.
Euosport 1 ist dafür aus dem Match zwischen Garbine Muguruza gegen die Tschechin Barbara Strycowa ausgestiegen, um mit einem eigenen Kommentator das deutsche Spiel ebenfalls zu verfolgen! Und verpasst dann prompt um 02.30 Uhr bildmässig die bisher grösste Überraschung neben dem Nadal-Ausscheiden: Die als Nummer drei gesetzte Spanierin fliegt mit 3:6, 2:6 raus. «Es hat sich eine Sensation ereignet», hörte man kurz darauf banal.
Kurz zuvor war auch die Nummer 9 des Turniers ausgeschieden: Die Tschechin Karolina Pllskowa macht gegen die Russin Ekaterina Makarow (Nummer 21) bim 3:6, 2:6 kaum einen Stich. Damit sind vor den Achtelsfinals schon 23 gesetzte Damen raus.
Das deutsche Duell war, wie erwartet, kein Kracher. Beck zieht 6:0, 3:0 davon, bevor ihre Gegnerin medizinische Hilfe beansprucht. Nach elf Minuten gehts weiter. Die Pause lähmt eher Beck, die plötzlich das 4:4 entgegennehmen muss. Dann wieder die Wende – 6:4 für die Nummer 55 der Welt, Siegemund grüsst von der Position 97.
Was man sich in diesem Match von den verschiedenen Reportern (Fassnacht, Weber, Steimer) anhören (oder eben ertragen) muss, sei hier kunterbunt wiedergegeben: «1,68 Meter. Keine schlechte Grösse für eine Frau. Ich würde das selbst nicht sagen, aber das hat Laura gesagt. Deutschland lechzt nach einer neuen Steffi Graf. Wir reden hier vom positiven Wahnsinn. Als Siegemund die Nummer 18, Jankovic, schlug, machte sie sich mit Sprüchen wie «Mann, war dies ein geiler Volley» scharf. Und Jankovic war überrascht, dass da auf dem Feld noch eine mehr quatscht als sie selbst! Siegemund spielt sehr wild und ist auch schlau. Sie hat im Dezember ihre Matura-Arbeit geschrieben. Mit dem Titel: Versagen unter Druck!»
Ja, quatschen ist ein gutes Wort, wenn sich Menschen nicht mit dem göttlichen Schlaf die Nacht vor dem TV-Kasten mit Tennis um die Ohren schlagen müssen, dürfen, können…
Annika Beck muss in den Achtelfinals wieder gegen eine Landsfrau ran, Angelique Kerber (28), die um 04.47 Uhr ihre Arbeit aufnimmt und um 05.44 Uhr schon jubeln kann. Die Nummer 7 in Australien hat die oft etwas schwerfällige Madison Brengle (25) aus Amerika dominiert, ohne zu glänzen – mit 6:1, 6:3.
«Das kann sie gar nie verlieren. Besser gehts nicht», sagt der meist angenehme Reporter Marco Hagemann. Der uns auch bei Warinka – Rosol mit seiner ruhigen Art unterhält, als Eurosport sich mitten im ersten Satz ausblendet – und zu Kerber schaltet.
Für die Schweizer Frühaufsteher kein Problem. SRF2 überträgt ja alle «unsere» Spiele. Heinz Günthardt und Stefan Bürer werden beim lange einseitigen Match, der um 04.15 Uhr beginnt, für einmal nicht warm, verschonen uns dadurch mit Gags und Trallala aus ihrer verbalen Zauberkiste.
Schon nach zwei Sätzen (6:2, 6:3) ziehen sie ihre erste Bilanz. Sie reden von einem bärenstarken Stan: «Er dominiert, ist ruhig, das sieht alles so normal aus. Die besten Spieler der Welt müssen eben selten phantastische Schläge spielen!» Aha.
Nun, Warwinka muss im dritten Satz dann einige Asse auspacken, um bei seinem 400. ATP-Sieg nicht noch Überstunden machen zu müssen. Der Welsche gewinnt das Tiebreak um 06.11 Uhr nach 2:3-Rückstand dann klar und trifft auf den kanadischen Aufschlagsbomber Milos Raonic. Die Nummer 13 schlägt die Nummer 19, Viktor Troicki aus Serbien mit 6:2, 6:3, 6:4.
Kurz zuvor wird ein Interview mit Maria Scharapowa eingeblendet, die bald gegen Belinda Bencic antritt. Die Russin: «Die jungen Spielerinnen sind die gefährlichsten. Sie wollen alle gegen die Athleten aus den Top Ten gewinnen, um noch besser auszusehen. Ich kenne das. Und Belinda ist auf dem Weg nach oben. Ich muss vor allem aufpassen, weil sie die Bälle so früh nimmt. Darauf muss ich mich einstellen.»
Die heisseste Finalanwärterin bleibt aber die nur als Nummer 14 gesetzte, zweifache Melbourne-Siegerin aus Weissrussland, Vicoria Azarenka, die nur 55 Minuten braucht, um die Japanerin Naomi Osaka ins Land des traurigen Lächelns zu schicken. Um 03.51 Uhr.