Er war der Spieler, der Wayne Gretzky die Pucks aufgelegt hat. Heute ist Jari Kurri (55) General Manager von Jokerit Helsinki. Seine Vorfreude auf den Spengler Cup ist gross.
Anfang Dezember weilten Sie schon in der Schweiz. Was war der Grund für Ihre Reise?
Jari Kurri: (lacht) In eurem Land bleibt nichts verborgen. Stimmt, es ist Teil meines Jobs als General Manager, einige Spieler im Auge zu behalten. Sei es in der Schweiz oder auch in Schweden oder Nordamerika. Ich habe mir das Spiel zwischen Biel und Fribourg angeschaut. Wen genau, das bleibt natürlich mein Geheimnis.
Freuen Sie sich auf Ihre Rückkehr an den Spengler Cup?
Natürlich! Schon vor -unserer ersten Teilnahme letztes Jahr hörten wir nur Gutes von diesem unvergleichlichen Turnier, das auch noch ein hohes Niveau hat.
2014 war für Ihr Jokerit Helsinki aber schon im Viertelfinal Schluss. Wollen Sie heuer weiterkommen?
Klar wollen wir uns verbessern. Letztes Jahr war unsere erste Saison in der KHL, da war es etwas schwierig fürs Team. Aber jetzt haben wir die Mannschaft verstärkt, zudem weiss ein Grossteil der Spieler nun, was am Spengler Cup auf sie zukommt.
Apropos KHL, letzte Saison hat Jokerit in die russische Liga gewechselt. Hat sich dieser Wechsel in Ihren Augen gelohnt?
Es ist eine harte Liga mit taffen Duellen und talentierten Spielern. Das gibt unserem Team die Chance, sich zu entwickeln. Natürlich gab es in Helsinki am Anfang Skeptiker. Immerhin hatte unser Klub eine lange Tradition in der finnischen Liga. Aber wir wollen den Wechsel, um eben Fortschritte zu machen und uns weiterzuentwickeln. In der Zwischenzeit hat man bei uns akzeptiert, dass wir in der KHL spielen, auch weil man eben gute Partien zu sehen bekommt. Darum denke ich, dass der Entscheid gut war.
Spielen Sie eigentlich selber noch Eishockey?
Ab und zu. Ich sollte mehr spielen, denn geht man nur ab und zu aufs Eis, fühlt sich das nicht so gut an. Regelmässiger wäre besser. Ich trete oft bei Charity-Spielen mit anderen Ex-Spielern an, das ist immer eine coole Sache.
Eishockey war und ist Ihr Leben. Haben Sie auch andere Träume, die Sie sich erfüllen möchten?
Hockey ist wirklich mein Leben – nach der Familie. Mit ihr möchte ich einfach das Leben geniessen. Sobald ich aus der Halle gehe, -lasse ich den Sport hinter mir und widme mich meinen Kindern.
Stimmt es, dass Wayne Gretzky der Götti Ihrer Zwillinge ist?
Ja, das stimmt. Meine Zwillingssöhne sind mittlerweile 30 Jahre alt und leben auch hier in Helsinki. Durch die Distanz ist der Kontakt zu Wayne natürlich nicht mehr so intensiv wie früher. Zudem habe ich noch drei Töchter, die sind dreizehn, zehn und drei Jahre alt. Und einen Sohn, der ist jetzt acht. Jetzt verstehen Sie, was ich damit gemeint habe, dass ich mich meinen Kindern widme (lacht). Die halten mich auf Trab.
Ihr jüngster Sohn spielt sicher Hockey?
Das tut er tatsächlich. Ich begleite ihn zu Trainings und sehe auch seine Spiele. Das ist das Schönste für mich! Wenn ich ihn spielen sehe, das bringt Erinnerungen an meine Kindheit hoch und zaubert mir ein Lachen ins Gesicht.
Haben Sie regelmässigen Kontakt mit Wayne Gretzky?
Ja, erst vor wenigen Tagen war ich in Edmonton und habe ihn gesehen. Das sind immer lustige Treffen, weil wir viele Storys aus unseren guten Zeiten als Spieler aufwärmen. Wir haben so viel erlebt vor über 20 Jahren.
Stört es Sie, dass Sie oft «nur» als den Spieler neben Gretzky wahrgenommen werden?
Nein, daran habe ich mich gewöhnt (lacht). Es macht mich sehr stolz, an seiner Seite gespielt zu haben. Das hat mir ja zu vielen grossen Erfolgen verholfen. Wertvoll ist auch, dass die Freundschaft andauert. In jener Zeit habe ich nicht nur grossartige Sportler getroffen, sondern auch gute Menschen.
Denken Sie viel an Ihre Zeit als Spieler zurück? Vermissen Sie die Siege? Als GM gewinnt Ihr Klub zwar auch ...
... aber das ist etwas ganz anderes. Eine andere Welt. Als GM fehlt mir das Leben in der Garderobe. Wenn man zusammen für einen Traum lebt, zusammen etwas erkämpft, -einander hilft und mitreisst. -Diese Erfahrungen haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.
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Gretzkys Vorbereiter
Jari Kurri (55) schaffte 1980 von Jokerit den Sprung in die NHL zu Edmonton. Der Flügelstürmer war aber «nur» ein Viertrunden-Draft. Dennoch avancierte der Finne zu einem der bekanntesten europäischen Spieler. Denn: An der Seite von Wayne Gretzky bereitete Kurri 60 Prozent der Tore von «The Great One» vor. Nach Gretzky ist Kurri der zweitbeste Skorer in der Geschichte der Edmonton Oilers.
Kurri spielte in der NHL zudem bei den Los Angeles Kings, New York Rangers, Anaheim Ducks und Colorado Avalanche. Zum Zeitpunkt seines Karrierenendes 1998 war der Finne der beste europäische Skorer mit 1398 Punkten. Mittlerweile wurde er von Jaromir Jagr (43, Tsch, 1823, Stand: 15. Dezember 2015) und Teemu Selänne (45, Fi, 1457) überholt.