Die Alpin-Helden Beat Feuz und Sandro Viletta traten im Sommer auf dem Tennis-Court gegen unsere Eisheiligen Mark Streit und Roman Josi an.
Was für ein Doppel-Duell! Es ist ein warmer Juli-Abend. Im «Lawn Tennis Club Bern» haben sich die NHL-Stars Streit und Josi mit Kombi-Olympiasieger Viletta und Lauberhorn-Champion Feuz zur ersten Tennis-Challenge zwischen den Ski- und Hockey-Stars verabredet.
Dank eines Mitbringsels von Mark Streit weht ein Hauch der grossen Tennis-Welt über die beschauliche Sandplatz-Anlage am Rande des Dählhölzli-Waldes. «Jungs, wir spielen heute mit Bällen, welche Roger Federer beim Turnier in Monaco benutzt hat. Ich habe die Bälle von seinem Coach Severin Lüthi bekommen», erklärt der Top-Verteidiger der Philadelphia Flyers.
Streit wird auf dem Tennisplatz – genau wie Roman Josi – von einem Mann trainiert, der mit ähnlich viel Renommee ausgestattet ist wie Lüthi: Marc Krippendorf, Ex-Nationaltrainer von Swiss Tennis. «Krippi» kommt das Einschlagen mit den Federer-Bällen wegen des Stils von Beat Feuz ziemlich spanisch vor: «Er ist im Nadal-Modus drin. Er schwingt sein Racket wie ein Lasso.»
Streit ist bereits beim Warmmachen begeistert von Sandro Vilettas Laufvermögen. Nachdem der Bündner einen Stoppball erlaufen hat, seufzt der Stadtberner: «Läck doch mir, dä isch ja uhuerä schnäu!»
Coach und Schiedsrichter Krippendorf bricht deshalb das Vorgeplänkel nach zehn Minuten ab. «Es wird nicht besser. Lasst uns mit dem Match beginnen.»
Streit (37) findet am besten ins Spiel. Er entscheidet das erste Game praktisch im Alleingang und packt noch einen Seitenhieb gegen seinen Doppelpartner Josi (25) aus: «Wenn der Junior nicht mag, muss halt der alte Mann das Spiel an sich reissen.»
Zu Beginn des zweiten Games richtet Streit erneut einen Weckruf an die Adresse des Nashville-Predators-Stars. «Joslä, mir spielä hiä nid gäg Fuessbauer! Gäg d Schifahrer muesch chli schnäuer secklä», fordert Mark, weil Roman auf einen Ball von Viletta zu langsam reagiert hat.
Nach dieser «Standpauke» dreht Josi auf. Bereits nach einer Viertelstunde verwertet er den ersten Satzball zum 6:0. «Man hat deutlich gesehen, dass die Hockeyaner im Gegensatz zu den Skifahrern regelmässig zusammen Doppel spielen. Joslä und Streiti haben schon mehrmals an der Berner Team-Meisterschaft teilgenommen. Dieses Jahr sind sie erst in der dritten Runde ausgeschieden», analysiert Krippendorf.
Damit das Duo Feuz/Viletta im zweiten Satz besser aussieht, legt Krippendorf dem Alpin-Doppel einen Strategie-Wechsel nahe. «Ihr solltet die Reduit-Taktik anwenden und beide an der Grundlinie bleiben. Mit der gewannen die Amerikaner Bryan/Bryan im Davis Cup gegen die Schweiz.» Die Ski-Stars sind mit dieser Taktik vorerst erfolgreich. Sie gewinnen das erste Spiel im zweiten Satz. Doch Streit/Josi schlagen erneut zurück, gewinnen fünf Spiele in Serie und verwerten nach insgesamt 31 Minuten den ersten Matchball.
Abflug von Streit
In den Einzeln kommt es zur gelungenen Revanche: Viletta besiegt Josi, Feuz setzt sich gegen Streit durch. «Es ist logisch, dass wir uns als gelernte Einzelsportler im Einzel gegen die Teamsportler durchsetzten», erklärt Feuz. Der Emmentaler hat den Stadtberner vor allem mit seinem Ballgefühl in die Knie gezwungen. Streit: «Beat packte immer wieder fiese Stoppbälle aus.»
Beim gemeinsamen Abendessen berichtet Josi dann von seinen Ski-Künsten: «Ich war als Kind ein ordentlicher Skifahrer. In den letzten zehn Jahren bin ich aber wegen meiner Hockey-Karriere kaum dazu gekommen, die Ski anzuschnallen. Nur während des NHL-Lockouts 2012 hatte ich mit Kollege Streit ein besonderes Ski-Erlebnis.»
Mark Streit erzählt die Geschichte mit einem Grinsen zu Ende. «Obwohl ich als Kind mit meinen Eltern immer an der Lenk in den Winterferien war und ich noch vor meinem ersten Mal auf Schlittschuhen auf den Ski stand, habe ich am Ski-Tag mit Josi gar nicht gut ausgesehen. Beim Versuch, durch den Tiefschnee zu fahren, habe ich beide Latten verloren und bin kopfüber abgeflogen!»
Und wie bewegen sich die beiden Skirennfahrer auf dem Hockeyfeld? Feuz hat als leidenschaftlicher Langnau-Fan im Herbst 2011 bei einem Training mit den Tigers dem damaligen SCL-Keeper Urban Laimbacher einen Penalty reingehauen.
Revanche geplant
Auch Sandro Viletta durchlebte in seiner Kindheit im Engadin ausgeprägte Eiszeiten. «Ich bin oft und gerne dem Puck hinterhergerannt. Als ich mit sieben Jahren ein Shirt von den Anaheim Ducks bekommen habe, träumte ich eine Zeit lang von einer Karriere bei den Enten in der NHL. Ich habe dann aber zum Glück doch auf die Karte Ski gesetzt. Als Hockeyaner hätte ich es nie an die Spitze geschafft.»
Viletta und Feuz sind sich aber einig, dass Eishockey-Profis und Skirennfahrer dieselbe Sprache sprechen. «Obwohl wir Streit und Josi heute zum ersten Mal getroffen haben, hatten wir ständig das Gefühl, dass wir die beiden schon ewig kennen. Deshalb werden wir uns spätestens im nächsten Sommer wieder auf dem Tennisplatz treffen.»
Sechs Wochen nach dieser speziellen Begegnung mit den Puck-Jägern erleidet Feuz in Chile einen Achillessehnenanriss. Zurzeit deutet aber alles darauf hin, dass der Dritte der letzten WM-Abfahrt am Lauberhorn sein Comeback geben wird.